Dienstag, 26.02.2019
Ihr Lieben… gestern habe ich euch von meinem Erfolg berichtet, dass ich den großen, beängstigenden ZVK erfolgreich gemeistert habe. Ich bin darauf wirklich sehr stolz gewesen. 😉 Ein bisschen kam ich mir manchmal vor wie aus dem Film „Matrix“ oder zufällig zu Gast bei der russischen Nasa 😉 Das sind vielleicht auch die besonderen Eindrücke, die Beruhigungsmittel, das Kortison und der Schlafmangel, was mir hier hin und wieder so lustige Gedanken bringt…
Heute morgen hat Dr. Federenko dann die Dialysemaschine bzw. den Stammzellenkollektor in mein Zimmer geschoben. So hatte ich die Möglichkeit auf meinem Zimmer zu bleiben, was ich sehr angenehm fand.
Die Maschine gab an, dass ich 3,6 l Blut habe, welches nun ein paar Mal innerhalb der nächsten 5 Stunden durch die Dialyse rauscht, um Plasma von Blut und halt eben den Stammzellen zu filtern. In den einzelnen Plastikbeutelchen wurde dies dann separiert.
Ich war ein bisschen müde, aber wie Dr. Federenko immer gern zu sagen pflegt: 💪 ready to fight MS!
Nach und nach sammelten sich in dem Beutelchen direkt neben meinem Kopfkissen meine Stammzellen… Was für ein aufregender Anblick das war… meine Zukunft… 🌈
Und wie ich halt nunmal so bin, redete ich meinen Stammzellen gut zu und erklärte ihnen, dass sie jetzt gleich nochmal kurzweilig die Eiszeit erleben dürfen, während die Ärzte das Universum „Körper“, in dem sie eigentlich zuhause sind und wirken, zerstören – um einen Reset durchzuführen… Der Grund liegt darin, weil eben alles nicht so klappt, wie es eigentlich sollte. Aber dass sie danach wieder in gute Rahmenbedingungen transplantiert werden – um als sinnvoll wirksame Immunzelle ihre Mission antreten zu können 🙏- Jippie!
Ja…. manchmal ist es mir wichtig, auf eine solche Art mit Umständen umzugehen.
Und siehe da…. überraschender Weise hat mit Dr. Federenko heute Nachmittag bereits mitgeteilt, dass meine Stammzellen sehr lebendig waren, dass wir genügend Stammzellen gesammelt haben, morgen keine erneute Kollektion notwendig ist uuuuund: mir mein ZVK heute Abend gezogen werden wird… Und so geschah es:
Also das ist ja schon auch irgendwie eine Achterbahnfahrt….
– nun hatte ich gestern all meinen Mut zusammen genommen (was nicht leicht war), mich meiner großen Angst tapfer gestellt und diese mit Bravour überwunden – ich hätte meinen „Stolz“ gerne noch einige Zeit länger spazieren getragen… – und da wird der ZVK heute tatsächlich schon wieder gezogen!!
Angeblich, weil ich so positiv war, sodass es halt eben schneller lief als geplant, sagte Dr. Federenko. Hm ja…. vielleicht auch, weil ich nur 3,6 l Blut habe, sage ich. Jedenfalls ist ein wenig Wehmut dabei. So eine große Angst, dessen Überwindung ich nur kurz genießen konnte.
Aber…. ist nicht sooo schlimm sagt Dr. Federenko: morgen früh bekomme ich ja einen neuen ZVK!!! Waaaaaaaas?Achterbahnfahrt sage ich euch..
Enspannung ist hier ganz wichtig 😉 Der neue ZVK wird kleiner sein und wesentlich komfortabler. Er dient dann der Chemotherapie und auch, um die Stammzellen wieder zurück zu führen. Dafür bedarf es den großen ZKV einfach nicht, der zusätzlich Infektionen verursachen könnte.
Also heißt es morgen früh wieder Zähne zusammen beissen bzw. entspannen.
Ich bin ja ganz froh, dass alles so schnell verläuft. Andererseits bin ich aber auch überfordert. Die meiste Zeit bin ich glücklich, das ist meine Grundstimmung, die über und unter allem stabil ruht. Aber es gibt auch Momente, in denen ich weine. Momente, in denen ich realisiere, wie schnell das nun alles ging und mit wie viel Eifer und Wohlwollen ihr mich hier her gebracht habt. Das überwältigt mich manchmal noch immer. Dann weine ich auch manchmal, wenn Freunde oder Bekannte von der baldigen und positiven Zukunft sprechen – hier merke ich dann schnell, dass mir das zu schnell geht und ich in diesem jetzigen Moment ja noch nicht einmal angekommn bin. Ebenso bekomme ich aber auch Lachanfälle und werde von Situationskomiken überwältigt… so wie ich eben beschrieben habe mit der NASA Idee… Hier dreht mein Verstand eben auch manchmal mit mir durch und ich dreh einfach mit. Das sind die Nerven und ich denke, das ist sowas von normal. Ich lasse es einfach passieren. Denn unterm Strich bin ich einfach nur sehr, sehr glücklich, kämpfen zu dürfen.
Die Chemo beginnt vermutlich am 28.02.2019. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Achso, ich wurde jetzt schon einige Male nach Schmerzen gefragt: nein, ich habe keine. Ich hatte gestern ein wenig Knochenschmerzen, aber nicht der Rede wert. Ich habe mir dagegen etwas geben lassen und ich fühlte mich gleich besser. Ich bin ziemlich müde und erschöpft. – Abgesehen von den Stimmungsschwankungen ;), die ich aber auch ein klein wenig meiner Persönlichkeit zuschreiben könnte. Oder eben den Gesamtumständen, da es nunmal wirklich eine Ausnahmesituation ist, die ich hier erlebe. Schmerzen oder beängstigende Ereignisse hatte ich bisher aber keine und auch bei den Mitpatienten nicht erlebt.
Habt einen schönen Abend und Spokoynoy nochi! ⭐
Liebe Katja,
immer wieder mit Spannung lese ich deine Berichte. Es ist unglaublich, wie du damit umgehst und das meisterst. Ich sitze hier vor meinem PC und bin voll dabei. Ich lache wie du, und dann hab ich wieder Tränen in den Augen. Ich drücke dir weiterhin alle meine Daumen und wünsche dir alles Gute für die nächste Zeit.
Liebe Grüße
Petra
Liebe Petra, von ganzem Herzen vielen lieben Dank für deine Anteilnahme und dass du mir diese offen mitteilst. Das ist sooo schön! Fühl dich lieb umarmt!